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Mathematik in der frühkindlichen Bildung

Kiel, 11. Oktober 2013

 

Am 11. Oktober 2013 lud das IPN im Rahmen des MaP-Projektes zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Mathematik in der frühkindlichen Bildung“ ein. Im Vordergrund stand die Frage, welchen Platz mathematische Förderkonzepte im Kindergarten einnehmen sollen und können. Zum Auftakt stellte Aiso Heinze (IPN Kiel) ein Modell für das Spannungsfeld vor, in welchem sich die Bildungsziele der Vorschulbildung sowie damit verbundene Maßnahmen bewegen (siehe Abbildung). Impulsvorträge von Christiane Benz (Pädagogische Hochschule Karlsruhe) und Volker Berthold (Spjellerup Friskole Haslev) boten eine gemeinsame Grundlage für die nachfolgende Diskussion.

 

Das von Frau Benz vorgestellte Projekt „Minis und Erwachsene entdecken Mathematik“ (MiniEMa) richtet sich an pädagogische Fachkräfte. Gemeinsam wird in diesem Fortbildungsbaustein eine Spiel- und Erkundungsumgebung der sogenannten MachmitWerkstatt MiniMa weiterentwickelt. Die MachmitWerkstatt erlaubt es den durch die pädagogischen Fachkräfte betreuten Kindern, die Reichhaltigkeit der Mathematik anhand von anregenden Aufgabenstellungen und Spielen aktiv zu entdecken. Gleichzeitig wird dieses Programm von Studierenden der Pädagogik der Kindheit begleitet. Ihnen bieten sich aufgrund der definierten Projektumgebung Bedingungen, die sie für videobasierte Forschungsprojekte sowie als Lerngelegenheit im Studium nutzen. Abschließend wird der Besuch in der MachmitWerkstatt anhand der Videosequenzen in Zusammenarbeit mit dem pädagogischen Fachpersonal reflektiert.

Volker Berthold präsentierte seine Ansätze zum mathematischen Lernen in dänischen Vor- und Grundschulklassen. Im Gegensatz zu Schleswig-Holstein ist der Besuch einer sogenannten 0. Klasse in Dänemark Pflicht.  Ziel ist es, den Kindern den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule zu erleichtern. In Schleswig-Holstein gibt es weder die Vorschulpflicht, noch existiert ein Curriculum für diese Altersstufe. Volker Berthold berichtet, dass das dänische Curriculum der Klasse 0 durch weitgefasste Formulierungen viel Platz für Interpretationen bietet. Während sich viele Lehrkräfte im dänischen Vorschulbereich an einem bestimmten Lehrbuch orientieren, arbeitet Volker Berthold ausschließlich mit selbst entwickelten Materialien. Diese hat er zielgerichtet auf Basis von Alltagsbeobachtungen erstellt, wobei insbesondere auch auf die Interessen der Kinder eingegangen wurde.

Ziel der abschließenden Diskussion war es, Beziehungen zwischen den im Modell dargestellten Extremen (Spezielle Förderkonzepte vs. Spontanes Lernen durch Alltagserfahrungen; Systematische vs. Alltagsintegrierte Bildungskonzepte) zu diskutieren und herauszuarbeiten. Des Weiteren sollten hieraus Anforderungen an die Qualifikationen des pädagogischen Fachpersonals abgeleitet und die hiermit möglicherweise verbundenen Probleme beleuchtet werden.

Als Gemeinsamkeit im Ländervergleich stellte sich heraus, dass das Fachpersonal in den meisten angebotenen Ausbildungsgängen in Dänemark und in Deutschland keine mathematischen oder mathematikdidaktische Grundlagen kennen lernt.

Folgende Fragen wurden diskutiert:

  • Wie hoch ist die Bereitschaft des pädagogischen Fachpersonals, sich mit Mathematik und der Förderung von mathematischen Kompetenzen auseinanderzusetzen?
  • Kann eine nicht vorhandene Bereitschaft durch gezielte Weiterbildung sowie Erfahrungen gemeinsam mit den Kindern abgebaut werden?
  • Welcher Ansatz ist besser geeignet: das spontane Aufgreifen von mathematisch relevanten Situationen oder das Durchführen von Förderprogrammen?
  • Ist spontanes Lernen durch Alltagserfahrungen in einer üblichen Kindergartenumgebung weniger effektiv, da die Kinder von anderen Kindern und anderen Aktivitäten etc. zu sehr abgelenkt werden und dadurch zu wenig auf den Inhalt fokussieren?
  • Bietet ein geschützter Raum wie zu Beispiel die MitMachWerkstatt bessere Lern- und Erfahrungsmöglichkeit, da hier Situationen arrangiert und Spielumgebungen kreiert werden?
  • Könnten sich spezielle Förderkonzepte als ungeeignet herausstellen, wenn die professionellen Kompetenzen beim Fachpersonal im Bereich der Didaktik und der Entwicklung der mathematischen Kompetenz von Kindern nur unzureichend  vorhanden sind?
  • Welche Kompetenzen benötigt das Fachpersonal? Begeisterung? Fachliches Wissen? Didaktisches Wissen?

 

Als Fazit wurde von den beteiligten Expertinnen und Experten festgehalten, dass sowohl bei den Zielen der vorschulischen Bildungsphase als auch bei den Maßnahmen Kompromisse zwischen den Bedürfnissen der Kinder und des institutionellen Bildungsauftrages zu machen sind. Es erscheint weder sinnvoll, die vorschulische Bildungsphase allein auf Lernvoraussetzungen für den Schulbeginn auszurichten, noch eine alleinige Orientierung an den individuellen Interessen der Kinder vorzunehmen. Entsprechend sind auch die möglichen Maßnahmen zwischen curriculumsorientierten Förderkonzepten und spontanen Lerngelegenheiten in Alltagssituationen zu sehen. Selbstverständlich sollten im Vorschulalltag Interessen der Kinder aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Gleichzeitig muss aber auch sichergestellt werden, dass alle Kinder die Chance auf eine erfolgreiche Schulkarriere haben, so dass bei Bedarf Förderkonzepte zu elementaren Grundkompetenzen wie sprachliche Kompetenzen oder Zählfähigkeiten ebenfalls ihre Berechtigung haben.  

Links zu den Projekten

von Christiane Benz

http://bit.ly/1f1IVfA

und Volker Berthold

www.spjellerupfriskole.dk

www.detdamatematik.dk

www.pyratern.dk

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