Wie sieht die ideale Fortbildung für Mathematiklehrkräfte aus?
Diese Frage war Ausgangspunkt für einen Arbeits- und Entwicklungstag mit neun dänischen und fünf deutschen Lehrkräften im September 2013 in Åbenrå.
Der im Rahmen des INTERREG Projektes MaP, „Mathematik mit Perspektive“ ausgerichtete Arbeitstag sollte klären, wie ideale Fortbildungskonzepte für Mathematiklehrkräfte aller Schulformen miteinander verbunden werden können. Diese Begegnung diente auch dazu, Raum für einen wertvollen Wissensaustausch zwischen dänischen und deutschen Mathematiklehrkräften zu ermöglichen. Die Erkenntnisse des Austausches stellen einen Ausgangspunkt für die weitere Arbeit der Projektgruppe dar, bei der es um die Entwicklung von Weiterbildungsmaßnahmen für Mathematiklehrkräfte geht.
Basierend auf qualitativen Interviews mit dänischen und deutschen Fortbildungsanbietern und in Übereinstimmung mit den eigenen Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden die folgenden vier Themen als Ausgangspunkt für die Arbeit gewählt:
- Mündliche Mathematik
- Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten in Mathematik/Inklusion
- Verbindungen zwischen Mathematik und Umwelt –Zusammenhänge der Themenbereiche im Fach Mathematik
- IT im Mathematikunterricht
Jedes Thema wurde basierend auf einer Art „Blumenmodell” von jeweils einer Gruppe bearbeitet, die aus dänischen und deutschen Lehrkräften bestand. Hierbei sollten die Punkte Ziel, Inhalt, Anbieter, Zeit & Ort und „Kunden” bedacht werden. In den Gruppen benötigten die großen Unterschiede der Schul- und Fortbildungssysteme beider Länder den Hauptteil der Diskussionen. Doch unabhängig von den unterschiedlichen Organisationsformen konnten wir in Zusammenarbeit sogenannte „Traum“-Kurse entwickeln.
Charakteristisch für alle vier Gruppen war, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gerne Kurse entwickeln möchten, an denen Mathematiklehrkräfte aller Schulformen teilnehmen können. Die gegenwärtigen Kurse in Deutschland und Dänemark richten sich in der Regel an Lehrkräfte, die entweder an folkeskoler (bzw. Grund-/Haupt-/Real-/Gemeinschaftsschulen) oder am Gymnasium unterrichten oder zum Beispiel im Bereich der Sonderpädagogik arbeiten. Durch diese Einteilung können diese Kurse die Grundlage für eine Zusammenarbeit zwischen Kolleginnen und Kollegen bilden, die ungefähr das gleiche Aufgabenfeld und Schülerinnen und Schüler mit ähnlichem Leistungsniveau haben.Jedoch gab es hier auf dem Entwicklungstag den weitverbreiteten Wunsch auch schulartübergreifende Kurse anzubieten, die sich gleichermaßen an Lehrkräfte der Gymnasien, folkeskoler (bzw. Grund-/Haupt-/Real-/Gemeinschaftsschulen) und zum Beispiel auch an Hochschullehrkräfte richten.
Ein anderer Aspekt betrifft in erster Linie die dänischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich ein zentrales Zulassungs- und Vergabeverfahren wünschten. Die von den Bildungseinrichtungen angebotenen Kurse können und sollen selbstverständlich fortgesetzt werden, da diese direkt an das Aufgabenfeld der Lehrkräfte angepasst sind und die Kursanbieter große Erfahrung haben. Es könnte jedoch von Vorteil sein, einen Überblick über alle Fortbildungsangebote zu bekommen, so dass Lehrkräfte einer folkeskole auch jene Kurse angeboten bekommen, die von den Bildungsanbietern der Gymnasien erstellt werden und umgekehrt. Ein möglicher Vorschlag wäre, dass alle Kursanbieter einen einheitlichen web-basierten Katalog nutzen, an dem sich alle Kursinteressierten (d.h. Lehrkräfte, Schulleitungen und Teams) orientieren können, und wo sie eventuell ganz individuelle Kurse erfragen können, die nach ihren Bedürfnissen ausgerichtet sind.
Bei den deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bestand großes Interesse daran, mehr darüber zu erfahren, wie die Däninnen und Dänen zu den Themen „Mündliche Mathematik“ und „IT im Mathematikunterricht“ arbeiten. „Mündliche Mathematik“ ist auf dem Weg in die deutschen Lehrpläne, bisher aber vergleichsweise unbekannt für viele deutsche Lehrkräfte. Es gibt keine unmittelbaren Anzeichen für die Einführung mündlicher Tests in deutschen Schulen, doch der Ansatz „learning by talking“, welcher in der dänischen Fachdidaktik so gründlich beschrieben ist, könnte eine große Zukunft in Deutschland haben, ebenso wie zum Beispiel der dänische Ansatz zur IT in der Lehre.
Im Anschluss an diesen Tag plant die Projektgruppe, einen der „Traum“-Kurse als kostenfreien Pilotkurs für alle interessierten Mathematiklehrkräfte aus Süddänemark und Norddeutschland anzubieten. Basierend auf der Arbeit in Åbenrå entstand die Idee zu einem Kurs, der für Mathematiklehrkräfte aller Schulformen – vom Kindergarten bis zur Universität – interessant und lehrreich ist. Der Kurs ist für den 14. - 16. Mai 2014 geplant. Er wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Zusammenhänge im Fach Mathematik und Verbindungen zwischen Mathematik und Umwelt näher bringen. Vielleicht hört sich dies nicht revolutionär an – das wird es aber!
Der Tag endete damit, dass jede Gruppe ein Feedback zu ihrem „Traum“-Kurs bekam und auf diesem Weg auch Empfehlungen an die Projektgruppe der UCL und SDU weitergab. Diese Empfehlungen werden ein Teil des im Sommer 2014 gesammelten Projektberichts sein, der an Politik, Expertinnen und Experten, Bildungsträger, Kursanbieter u.a. gerichtet ist.
Weitere Informationen erhalten Sie über Mie Engelbert Jensen miej@ucl.dk oder Thomas Albrechtsen albrechtsen@imada.dk